Mordreds Tales
© 2010 – 2024 Marcel Wolters







 

Das Hexengericht

Fackeln säumten hell den Anger,
der Bischof seine Klage sprach:
„Wird’s auch, Weib, Dir bang und banger,
die Schuld sollst Du gesteh’n hernach,
wenn hochnotpeinlich ich Dich befragte.
Verkünd’ die Hexerei, der ich Dich klagte!

Gestehe nur, elendig Weib:
Satanas warst Du zu Willen!
Gabst hin ihm Deinen bloßen Leib,
der Wollust zu frönen, die Gier zu stillen
nach Macht, die jedem Weibe innewohnt.
Gesteh’! Wie hat er Dich entlohnt?

Antwort geben willst Du nicht?
Hört ihr Leut’, die Hexe schweigt!
Doch glühend Eisen bringen ans Licht,
wie sich der Teufel ihr gezeigt.
Die Streckbank lockert Deine Zunge,
zerrt Dir die Beichte aus der Lunge!

Wohlan denn, wack’rer Folterknecht!
Geh er freudig an die Tat!
Zögre nicht! Es ist nur Recht
für am Herrn begangenen Verrat.”
Solch’ Rede der Inquisitor hielt,
mit dem Finger auf die Hexe zielt’.

Der Folterknecht nahm 's glühend Eisen
und stach ’s der Frau in ihren Leib.
Wollt’ seinem Herren gut beweisen,
dass jene Frau ein Teufelsweib.
Ein grässlich Schrei dem Weib entsprang,
man ein Geständnis nicht errang.

Die Peitsche griff der Folterknecht
mit neun Schwänzen von schwarzem Leder.
Der Frau erging es wahrlich schlecht
und doch entlockt’ der Knecht ihr weder
die Beicht’ der Wollust noch der Hexerei.
Sie rief nur einen Schmerzensschrei.

Als die Streckbank nun ihr drohte,
um das Geständnis zu entreißen,
erschien, schön wie ein Himmelsbote
mit strahlend Aug’ und winterweißen
Haaren in seiden Kleid ein junger Mann,
besah die Scene, sprach sodann:

„Oh Folterknecht, so halt Er ein!
Keine Folter ist vonnöten,
erspare Er der Frau die Pein!
Am Ende wird Er sie noch töten!
Den Frevel sah ich mit eig’nen Augen.
So soll mein Wort zum Zeugnis taugen.

Beim Teufel sah ich jenes Weib,
lag nackt vor ihm, entfacht ihm Lust.
Satan packte ihren Leib
und koste ihre blank Brust.
Fest hielt sie des Teufels Hand,
als ob mit Ketten man sie band.

Lucifers Zunge drang in ihren Mund,
er nahm sie, wie sie sich auch wand.
Sein Mal nun tut es allen Kund,
in Satans Macht sie sich befand.
Alsdann hielt fest er wie ein Stein
die Frau, als dieser Mann in sie drang ein.”

Zum Bischof bei diesem Wort er deutet.
Der Kirchenmann in Angst schrie auf,
es ahnt’ ihn, was die Glocke läutet,
lässt er dem Schicksal seinen Lauf,
drum rief aus, es wäre Lüge,
derart ein Priester sich nicht betrüge.

Doch ist der Pöbel leicht zu hetzen.
Ein Sündenbock muss stets nur her.
Den Bischof fasste das Entsetzen,
verzweifelt setzt’ er sich zur Wehr,
doch dauert’ das Volk all die Not,
die der Frau getan, und man schlug ihn tot.


GedichteStartseite


 
Besucher bisher:


derzeit online:

Lasst Freunde teilhaben!



Des Lords Heim


Besuchet mich!

letzte Updates:

- 06.08.2013 eine Geschichte nach einem Zitat von Benjamin Franklin
- 02.08.2013 Er war einer der größten Komiker unseres Landes. Groß Menschen soll man ehren.
- 30.07.2013 Ein Hexenjäger geht um.
- 23.07.2013 Und noch ein Gedicht...

   
öffnen

neuester Gedankensplitter:
31.05.2021
Wie soll das Kind heißen?


gdnobds.de –
Willkommen beim Weltuntergang!


Warning: DOMDocument::load() [domdocument.load]: Document is empty in /users/mordred/www/zweitetales/gdnobds.xml, line: 1 in /users/mordred/www/zweitetales/update.php on line 96

Fatal error: Call to a member function getElementsByTagName() on null in /users/mordred/www/zweitetales/update.php on line 100